![Rudolf Schoring und Heike Brück-Winkelmann bei der Übergabe der Exponate aus der früheren Weberei.]()
Langenhagen (gg). Redegewandt und humorvoll hat Rudolf Schoring nun Exponate an die Leiterin des Stadtarchivs Heike Brück-Winkelmann übergeben. Er folgte damit einer Bitte, die Bürgermeister Friedhelm Fischer zuvor in einem persönlichen Gespräch ausgesprochen hatte - in gänzlich anderem Rahmen: Der Bürgermeister gratulierte dem Ehepaar Schoring zur eisernen Hochzeit. Dabei erzählte Schoring aus seinem Leben in Langenhagen, das mit Besonderheiten verknüpft war. Er lebt seit 1952 mit seiner Familie im Blindendorf am heutigen Ithweg, früher eine genossenschaftliche Einrichtung des Arbeitskreises Kriegsblinder Weber. Für Schoring, eigentlich gelernter Bäcker, war diese Einrichtung nach seiner schweren Kriegsverwundung, eine Schussverletzung am Kopf, eine große Chance, denn die Gegebenheiten waren einzigartig. 36 Kriegsblinde arbeiteten dort, sie konnten sich ein erwerbstätiges Leben aufbauen, das sonst kaum möglich gewesen wäre. Das Modellprojekt wurde von vielen Delegationen aus dem In- und Ausland besucht und diente als Vorbild. Rudolf Schoring engagierte sich beim Bund der Kriegsblinden zudem ehrenamtlich und erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande.
1978 wurde die Werkstatt geschlossen und abgerissen, der Betrieb konnte mit dem technischen Wandel in der Branche nicht mithalten. Die Siedlung steht noch, die frühere Bedeutung wird ab Januar auf einer GLIEM-Tafel als Information zu lesen sein.
„Wer als Blinder zur ewigen Finsternis verdammt ist, braucht eine Tätigkeit, um nicht verrückt zu werden. Die Hände können dann zur Sonne greifen“, heißt es sinngemäß in der Begleitschrift zu den Exponaten für das Stadtarchiv. Noch ergreifender sind die Schilderungen in Schorings Autobiografie, außerordentlich lesenswert, erschienen im Block-Verlag.