Ein alter Mann sitzt an der Straße nach Korinth, einer alten griechischen Stadt. Kommt ein Wanderer kam vorbei und fragt: „Sag mal, wie weit ist es noch bis Korinth?" - „Etwa eine Stunde“, antwortet der alte Mann. Der Wanderer will schon weiter gehen, dreht sich aber noch einmal um und fragt: „Hmm, was für Menschen leben eigentlich in Korinth?" „Wo kommst du denn her?", fragt daraufhin der Alte - „Aus Athen", sagt der Wanderer. „Und was für Menschen leben da?" - „Na ja", meint der Wanderer, „alles Halunken, Verbrecher, Lügner und Betrüger!" Antwortet der Alte sagt dem Wanderer: „Da hast du Pech, denn in Korinth wirst du es nicht anders finden. Da leben auch alles Lügner und Betrüger." Und so zieht der Wanderer beklommen weiter. Nach einer Weile kommt ein zweiter Wanderer und fragt ebenfalls nach dem Weg und nach den Menschen von Korinth. Und wieder fragt der alte Mann, wo denn der Wanderer herkomme und welche Sorte Menschen er da angetroffen habe. „Aus Athen komme ich", erzählt jener Wanderer, „dort leben viele freundliche und hilfsbereite Leute." Daraufhin sagt der alte Mann zu jenem zweiten Wanderer: „Da hast du aber Glück, in Korinth leben die besten Menschen der Welt, alles nette Leute!" - „Das ist schön", spricht der Wanderer und zieht fröhlich davon. Wir merken, die Wahrheit und die Wirklichkeit unterscheiden sich. Der eine sagt: „Das Glas ist schon halb leer!" Und der andere sagt „Das Glas ist noch halb voll."Es kommt eben auf den Blickwinkel an. Manch einer erwartet nichts Gutes und seine Erwartung wird oft schon deshalb bestätigt. Für den anderen ist alles prächtig, weil er Gutes erwartet hat. Natürlich kann der alte Mann nicht alle Korinther kennen. Wie soll er denn auf die Frage antworten, wie die Menschen in Korinth sind? Das hat er möglicherweise auch gedacht. Deshalb stellt er den Wanderern jeweils eine Gegenfrage – und seine Antwort ist je nach Voreinstellung der Wanderer ziemlich übertrieben gegensätzlich. Der alte Mann spiegelt also nur die...
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